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Editorial

Faszination Stillleben

Zur Lancierung des neuen Restaurants «blooms» hat das Dolder Grand die renommierte Fotografin Lauren Bamford gebeten, eine Fotostrecke zu realisieren. Die entstandenen Bilder sind schlicht, kunstvoll – und machen Lust auf mehr. Wir haben mit der australischen Fotografin gesprochen: über das Glück des Reisens, die Faszination des Stilllebens und das Risiko der künstlichen Intelligenz.

Dass wir Lauren Bamford gewinnen konnten, um die Philosophie des blooms in Bildern festzuhalten, ist nicht selbstverständlich. Die Australierin ist nicht nur als Auftragsfotografin in den Bereichen Mode, Kosmetik, Reisen, Dokumentation und Produktindustrie gefragt, ihre Werke werden immer wieder ausgestellt, etwa in der «National Gallery of Victoria» oder der «Monash Gallery of Art» in Australien. Auch die Stillleben, die sie für das jüngste Restaurantkonzept des Dolder Grand in Szene gesetzt hat, sind eher im Bereich Kunst denn Lebensmittelfotografie anzusiedeln.

Ihr Interesse für die Fotografie verdankt Lauren einem Fotografiekurs, den sie in der High School besucht hat. «Ich liebte das Dunkelkammerverfahren», erzählt die in Melbourne wohnhafte Fotografin. Ihr Vater hat das Interesse weiter gefördert, indem er ihr sein Wissen weitergegeben und Zugang zu seinen Kameras verschafft hat.

Dieser Starthilfe zum Trotz – wie man sich in der männerdominierten Branche einen Namen macht, musste Lauren selbst herausfinden. Ein Patentrezept kann sie nicht liefern. «Ich glaube nicht, dass man einen Angriffsplan haben kann, wenn es darum geht, Sexismus in dem von einem selbst gewählten Arbeitsbereich zu bekämpfen», sagt sie, «man muss wahrscheinlich einfach härter arbeiten, leider!» Auch bezüglich Style müsse man seinen eigenen Weg finden – indem man Fotos schiesst, die in erster Linie einem selbst gefallen.

©Lauren Bamford

Dafür winken, wenn man es in der Fotografie geschafft hat, Aufträge an fernen Orten und viele Reisen. Eine Lieblingsdestination hat Lauren nicht – wenn, dann sind es mehrere. «Ich kehre beruflich oft in dieselben Städte zurück. Mir gefällt die Möglichkeit, in einem fremden Land neue lokale Gewohnheiten und Routinen zu entwickeln.» Solche Rituale hat Lauren vor allem in Paris, Sydney und Madrid entwickelt. Daily Rituals heisst bezeichnenderweise auch eine Fotostrecke, die sie gemeinsam mit Sarah Pritchard erstellt hat.

Die interessantesten Aufträge sind für Lauren jene ausserhalb des Studios: «Ich liebe Dokumentarfilme, die es mir ermöglichen, frei zu beobachten und zu dokumentieren.» Ob es sich um Schafe auf einer Weide oder den Backstage-Bereich eines Broadway-Musicals handelt, ist zweitrangig.

Abwechslung zur Action in der realen Welt findet Lauren in einer ihrer vielen Paradedisziplinen, dem Stillleben. «Das Tolle an diesem Genre ist, dass es eine einsame Arbeit sein kann – wenn man es will. Es gibt so viele Möglichkeiten, mit Stillleben eine Geschichte zu erzählen, ohne dass man jemals einen Menschen einbeziehen muss», erklärt Lauren. Zudem seien Stillleben ein Lernmittel, da sie erlauben, auf einfache und effektive Weise mit Beleuchtung und Kompositionen zu experimentieren.

Die Bildstrecke für das blooms hat Lauren mit Stephanie Stamatis erstellt, die beiden Künstlerinnen arbeiten seit acht Jahren regelmässig miteinander. Das hat seine Vorteile: «Wir haben uns sehr gut aufeinander eingespielt, ich vertraue Stephs Vision vollkommen», so Lauren. Besonders schätzt sie ihre Fähigkeiten im Umgang mit Produkten und organischen Formen, die auch beim Shooting für das blooms zur Geltung kamen. «Wenn wir fotografieren, lichte ich die Aufnahmen meistens spontan aus und muss mir keine weiteren Gedanken machen. So haben wir schon immer zusammengearbeitet.» Dass sie ein eingespieltes Team sind, sieht man den Bildern an. Auch Lauren ist mit dem Ergebnis mehr als zufrieden – und wir vom Dolder Grand erst recht.

Nachdenklich wird die Fotografin, wenn man sie auf ein derzeit allgegenwärtiges Thema anspricht, das auch ihre Profession betrifft: Künstliche Intelligenz. Auch sie hat mit Bildgenerierungsprogrammen wie Midjourney oder Dall-E experimentiert und ist «ziemlich beeindruckt, wozu sie fähig sind – wenn nicht gar überwältigt». Persönlich hat sie das Interesse an diesen Programmen mittlerweile verloren, spannender findet sie die neuen KI-Funktionen von Photoshop, «die sind nützlicher und unterhaltsamer».

Dennoch macht sie sich Gedanken über die Zukunft ihrer Branche. «KI hat bereits jetzt Auswirkungen auf die Fotografie», sagt Lauren. Angesichts der rasanten Fortschritte dürfte dieser Einfluss künftig immer grösser werden. Die Sorge geht jedoch über die eigene Branche hinaus. «Wir sind nicht mehr weit von einer Zeit entfernt, in der man wirklich nicht mehr weiss, was man für real halten soll. Ich glaube, das passiert bereits, und die Leute merken es nicht einmal.»

Ein Argument mehr, das Leben im Hier und Jetzt zu geniessen. Zum Beispiel im Gartenrestaurant blooms mit einem aussergewöhnlichen vegetarischen oder veganen Gericht.


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